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news vom 02.11.2020

Werkstatt-Autor Thilo Thielke gestorben

Dietrich Schulze-Marmeling, Foto: Johannes Hölker

Überraschend ist vergangenen Donnerstag Thilo Thielke gestorben, der für den Werkstatt-Verlag als Autor tätig war. Er ist nur 52 Jahre alt geworden.

Ich lernte ihn im Jahr 1996 kennen. Kurz nachdem Reinhard "Stan" Libuda gestorben war, rief Thilo im Verlag an und fragte, ob er eine Biografie über das Fußball-Idol schreiben solle. Er war gebürtiger Hannoveraner und arbeitete damals in der Hamburger Spiegel-Redaktion, allerdings nicht beim Sport. Ich hatte nie von ihm gehört und war ein wenig skeptisch, was ausgerechnet ihn für ein Buch über den großen "Stan" befähigen könne. Doch schnell hat Thilo mich überzeugt - durch seine empathische, zupackende Art und durch seinen souveränen, meinungsstarken, aber stets abwägenden Schreibstil. Sympathisch war er obendrein. Wir hielten Kontakt, auch als er als Korrespondent nach Afrika ging. 2009, kurz vor der WM in Südafrika, erschien bei uns sein zweites Buch: "Traumfußball", mit Geschichten und Fotos rund um den afrikanischen Fußball. Das Magazin "11Freunde" rühmte ihn damals als "meisterhaften Erzähler", und im Deutschlandfunk hieß es, seine Fotos würden "die Bedeutung des Fußballs auf dem afrikanischen Kontinent besser illustrieren als dies Worte jemals könnten".

Afrika war ihm inzwischen ans Herz gewachsen. Er ließ sich mit seiner Familie – Ehefrau und zwei Kinder – in Kapstadt nieder und betrieb zugleich in Tansania, am Fuß des Kilimandscharo, als zweites Standbein eine wunderbare Lodge. Journalistisch blieb er weiterhin aktiv, unter anderem für den "stern" und zuletzt für die FAZ - immer auf Achse und immer auf der Suche nach Wahrheiten, die sich hinter einem Geschehen verbargen.  Die letzte Reise führte ihn nach Tansania, wo er über die anstehende Präsidentenwahl berichten wollte. Dort fand man ihn morgens tot in seinem Hotelbett. Ich werde ihn und seine Texte vermissen.

Bernd Beyer