Nachruf von Volker StahlAutor Uwe Wetzner ist gestorben

Volker Stahl

 · 15.02.2024

Nachruf von Volker Stahl: Autor Uwe Wetzner ist gestorben
Uwe Wetzner (1957-2024), Vorsitzender des Vereins SC Sternschanze und Werkstatt-Autor, ist verstorben. Volker Stahl hat für ihn einen Nachruf verfasst.

Dem Sport widmete der gelernte Bauschlosser und studierte Soziologe einen Großteil seines Lebens, des privaten wie beruflichen. Dabei war sein Blick in die Zukunft gerichtet – und in die Vergangenheit. Als 1. Vorsitzender trug er seit 2002 maßgeblich dazu bei, den SC Sternschanze in Hamburg zukunftsfähig zu machen. Der Verein im kleinsten und jüngsten Stadtteil Schanzenviertel mit Wurzeln im Arbeitersport entwickelte sich unter seiner Regie von einem etwas verschlafenen Club mit 300 Mitgliedern zu einem modernen, multikulturellen Mittelpunkt mit 1.250 Mitgliedern in der “Schanze”, wie das Quartier im Volksmund heißt. Der Ausbau der brach liegenden Jugendabteilung, die Einführung des Mädchen- und Frauenfußball und der Bau des Vereinsheims sind vor allem seinem Engagement zu verdanken.

Als Glücksfall für den Verein erwies sich, dass Uwe sei Mitte der 1990er-Jahre als Sportjournalist mit dem Schwerpunkt Fußball arbeitete. Dabei galt sein Interesse nicht nur dem aktuellen Geschehen auf dem Platz – er blickte auch gerne über den Rand des grünen Rasens hinaus und schrieb beispielsweise über „Die Hassliebe zwischen Wort- und Ballkünstlern“. Je älter er wurde, desto stärker fokussierte er sich auf die Geschichte „seines“ Vereins und die des Hamburger Sports. Zusammen mit dem Autor dieser Zeilen verfasste er im SportMikrofon eine Serie über die Hamburger Fußballnationalspieler, erforschte mit Enthusiasmus und Akribie die Historie des SC Sternschanze. Uwe interviewte Zeitzeugen, stieg in die Archive und verbrachte Stunde und Stunde im Internet auf der Suche nach alten Fotos, Zeitschriften und Dokumente.

Das Material aus seiner ständig wachsenden Sammlung verarbeitete er zu zahlreichen historischen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, und viele kostbare Recherchebeifänge fanden Niederschlag in den Büchern, an deren Entstehung er als Co-Autor beteiligt war: 2006 kam das „Fußball Lexikon Hamburg“ (Verlag Die Werkstatt) heraus, 2010 veröffentlichte der Sutton Verlag das Werk „Hamburger Sportstätten – vom Turnplatz zur Hightech-Arena“. Sein Opus magnum, an dem er rund ein Vierteljahrhundert werkelte, verfasste er in sisyphosartiger Kleinarbeit im Alleingang: „111 Jahre SC Sternschanze. Integrationspioniere in dubiosem Gebiet“, wieder erschienen im Verlag Die Werkstatt. Es war sein Abschiedsgeschenk an seinen Herzensverein. Als das Buch im Sommer 2023 erschien, war Uwe bereits schwer erkrankt. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, die Chronik den Vereinsmitgliedern vorzustellen. Am 8. Februar 2024 ist der einst „beste Linksfuß in der Hamburger Seniorenstaffel S 08“ in einem Hamburger Hospiz im Alter von 66 Jahren gestorben.

Uwe, auf dem Platz dem Vernehmen nach in seiner Wahlstedter Heimat in Schleswig-Holstein ein eisenharter Verteidiger, war ein Glücksfall für den SC Sternschanze und die Hamburger Sportgeschichtsschreibung. Er war jemand, der den Ball publizistisch auf Kopfhöhe schlenzen konnte.

Uwe, Du wirst nicht nur mir fehlen!

Dein Co-Autor und Fußballfreund Volker Stahl, auch im Namen zahlreicher Hamburger Kolleginnen und Kollegen.