
Bibliografie
- 352
- 13,5 × 21,5 cm
- Paperback
- 9783895336737
- 4. Auflage 2009
- Fotos
Wunder gibt es immer wieder
Die Geschichte des FC St. Pauli
Er ist ein Kultverein mit bundesweiter Strahlkraft, und im Mai 2010 feiert er seinen 100. Gründungstag: der FC St. Pauli. Anlass genug, die seit Jahren bewährte Vereinschronik aus der Feder des Hamburger Journalisten René Martens als aktualisierte Jubiläums-Sonderausgabe neu aufzulegen. Und dies zum Jubiläums-Sonderpreis: 350 Seiten, randvoll mit Fußballhistorie, Kicker-Legenden und wundersamen Pokalüberraschungen, für nur 14,90 Euro. »Respektlos, realistisch, unterhaltsam«, nannte die taz das Buch. Jetzt käme noch das Etikett »unschlagbar günstig« hinzu.
Rezensionen
WOZ (Zürich): Adrian Maleika dürfte nur noch den wenigsten Fussballinteressierten ein Begriff sein (Adrian Maleika kam als erster deutscher Fußballfan im Stadion gewaltsam zu Tode. Das war 1982, und sein Verein, der SV Werder Bremen, gastierte beim Hamburger SV). Der Autor und Journalist René Martens erinnert sich in "Wunder gibt es immer wieder. Die Geschichte des F.C. St. Pauli" dagegen an seinen Namen. Martens hat kein reines Fussballbuch geschrieben, sondern einen faktenreichen und flott geschriebenen Mix aus Stadtteilkulturgeschichte, Vereinsporträt und politscher Vergangenheitsbewältigung. Sein Buch ist unabhängig vom Verein entstanden, nicht über alle Seiten werden sich die Offiziellen auch freuen. Den Fans des FC St. Pauli wird mit dem Buch dagegen ein Denkmal gesetzt.
Szene (Hamburg): Der Verein hat Gaunereien in der Chefetage überstanden, ist unverhoft dem Sturz in die Dritte Liga entronnen und sensationell in die Erste Liga aufgestiegen: Wunder gibt es beim FC St. Pauli immer wieder …
Das Buch hatte damals mit einem Kapitel über die NSDAP-Mitgliedschaft des Ex-Präsidenten Wilhelm Koch eine Namensänderung des Stadions ausgelöst und war so selbst zu einem Teil der Vereinsgeschichte geworden. Nachzulesen ist das noch mal in der aktuellen Version, in der Martens an die 100 Seiten neuen Text eingearbeitet hat. Vieles dreht sich um die kritische Auseinandersetzung mit dem Image des Clubs und seiner Fans, "etwas anders" zu sein – ein Prädikat, das dieses Standardwerk auf jeden Fall verdient. Den Ansprüchen von Fußball-Nerds wird es sowieso gerecht, denn es enthält Fakten, Fakten, Fakten und etliche Döntjes.
taz (Hamburg): "Ein reines Sportbuch ist es nicht. Was ist es dann?"
(Martens) "Mein Buch ist aus der Fanperspektive geschrieben. Früher bin ich zu jedem Auswärtsspiel mitgefahren, seit 1997 ist meine Haltung dem Verein gegenüber distanzierter. Es ist ein Mix aus Vereins- und Stadtteilkulturgeschichte."
Geschichte des "Weltpokalsiegerbesiegers", 22. Oktober 2002
Rezensentin/Rezensent: Peter Bahner (Mehr über mich) aus Hamburg
Beim Verlag DIE WERKSTATT startete 1994 die Reihe „Große Traditionsvereine" mit dem Titeln SV Werder Bremen - eine Karriere im kühlen Norden, sowie „Borussia Dortmund - der Ruhm, der Traum und das Geld". Letzteres ist im Jahre 2001 in einer überarbeiteten Version erneut erschienen, doch nennt es sich jetzt schlicht: „Die Geschichte von Borussia Dortmund".
Inzwischen sind insgesamt 16 Titel in dieser Reihe erschienen. René Martens' Werk über den FC St.Pauli erschien 1997 als der achte Titel, ist derzeit vergriffen und erschiein im Herbst 2002 neu.
In diesen Büchern, die sich speziell mit einem Verein, seiner (Entstehungs-) Geschichte, sowie den Menschen vor und hinter den Kulissen beschäftigen, reiht sich „Wunder gibt es immer wieder" nahtlos ein. Als langjähriger Fan meinte ich schon allerhand über meinen Verein zu wissen, so wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Denn neben dem ganzen „Wer-schoß- wann-welches-Tor-in-welcher-Minute-gegen-wen?", gibt es sicherlich wichtigere und weitaus interessantere Storys und Anekdoten aufzuzählen, - gerade beim FC St.Pauli…
Und dieses Buch hatte eine einschneidende Wirkung auf den FC, seine Fans, seine Mitglieder, - denn: Martens ahnte nicht, dass ausgerechnet er mit seinem St.-Pauli-Buch den Zerfall der „Idylle am Millerntor" eingeleitet hat. Er hat die Wahrheit über Wilhelm Koch geschrieben, der von 1931 bis 1945 und von 1947 bis 1969 Präsident des FC St. Pauli und acht Jahre davon Mitglied der NSDAP war. Koch hatte den Verein mehrmals vor der Pleite gerettet. Das Geld stammte aus seiner Firma, die er 1933 von seinen beiden jüdischen Chefs übernommen hatte. Nach seinem Tod im Jahre 1969 wollten seine drei Töchter einen Teil des Geldes, das Koch in den Verein gesteckt hatte, zurückhaben. Statt der geforderten 300 000 Mark gab man ihnen die Hälfte und dem Stadion den Namen ihres Vaters, der bis heute geblieben ist. Das wollte Fan Ronny Galczinski ändern und stellte auf der Jahreshauptversammlung1998 einen Antrag auf Umbenennung des Stadions. Mit Erfolg. Seitdem heißt das Stadion so, wie es im Volksmund eh schon immer genannt wurde: Millerntor (-Stadion).
Soweit zu den Auswirkungen des Buches, nun zum Inhalt…
In vereinsfarbenem Braun kommt das Buch daher, als Coverbild sieht man Fahnen, Fans und Feuer. Auf der Rückseite ist das legendäre Tor von Niels- Tune Hansen abgebildet, mit dem er den FC St.Pauli im Jahre 1977 erstmals in die erste Bundesliga schießt.
Aufgebaut ist das Buch wie die meisten anderen in dieser Reihe auch: Unterteilt in Dekaden oder anders formatierten Zeitabschnitten, dreht sich zunächst alles um die Entstehungsgeschichte des jeweiligen Vereins. Hier jedoch wird zunächst ein Blick auf die Entstehung des Stadtteils St.Pauli geworfen, was für den weiteren Verlauf durchaus wichtig ist.
Viele Präsidenten, Sportler und Trainer werden kurz portraitiert, dazu gibt es Rückblicke auf einzelne Abschnitte aus dem Vereinsleben - logischerweise immer mit dem Spielgeschehen in der derzeitigen Liga eng verknüpft. Da wird von der Wunderelf der späten 50er geschwärmt, von den Lokalschlachten in der 1963 eingeführten Regionalliga augenzwinkernd-heroisch bericht gehalten, die Fahrstuhl-Zeit von 1978 bis 1985 nochmals ausgiebigst verflucht und schließlich verkündet: „Wir sind wieder da!".
Die Fans (gerade die, die seit ca. 1988 in der Gegengeraden den Totenkopf in den Wind hielten) erhalten einen angemessen Rahmen, in dem die vielfältigen Aktionen und deren Hintergründe erläutert werden. Die Fans waren halt schon immer etwas anders am Millerntor. Neu im Buch ist neben den Veränderungen seit 1997 (Ende der Ära Weisener5, neue Clubführung und - natürlich - der Bundesligaaufstieg mit dem 2-1 Sieg gegen Bayern; die Geburtsstunde der „Weltpokalsieger-Besieger") ein einleitendes Gespräch mit St. Pauli-Fans und ein längeres Portrait über Urgestein André Trulsen.
Zum Ende hin, schließt sich der unverzichtbare Statistik-Teil an, in dem die geneigte Leserschaft dann allerhand Daten, Zahlen und Fakten zu Spielern, Trainer, Managern und Präsidenten erlesen kann. Auch die Platzierungen der verschiedenen Spielzeiten fehlt ebenso wenig, wie die Auflistung sämtlicher Kader seit 1947…
Wie alle Bücher der Reihe „Große Traditionsvereine" ist auch „Wunder gibt es immer wieder" nicht nur für die Fans des jeweiligen Vereins geschrieben. Auch - und vielleicht gerade - Menschen, die einfach mehr über St.Pauli wissen wollen, als „Wie lang ist die Reeperbahn?" oder „Wie viele Etablissements hat die Herbertstraße?", sei dieses Buch nahegelegt, - ob nun Fußball-Fan oder nicht. In diesem Buch ist es wie im richtigen Leben: Stadtteil und Verein sind untrennbar miteinander verbunden und lassen sich schwer bis gar nicht teilen.