
Bibliografie
- 160
- 13,9 × 21,2 cm
- Hardcover
- 9783895337239
- 1. Auflage 2010
- Fotos
Der Fußball-Lehrer
Wie Konrad Koch im Kaiserreich den Ball ins Spiel brachte
Er ist der eigentliche Urahn des deutschen Fußballs: Als der Braunschweiger Gymnasiallehrer Konrad Koch 1874 seine Schüler dem runden Leder nachjagen ließ, war er der Erste in Deutschland, der das neuartige englische Spiel ausprobierte.
Koch tat später viel, um Vorbehalte gegenüber dem Fußball abzubauen. Er argumentierte gegen die Vorurteile, die Kickerei sei gesundheitsgefährdend und zudem ein »englisches«, also »undeutsches« Spiel. Er formulierte das erste Regelwerk in deutscher Sprache und fand für viele Fachbegriffe deutsche Ausdrücke, die noch heute Gültigkeit haben (beispielsweise »Tor« für »goal«).
Erstmals wurden für dieses Buch die zahlreichen Schriften Kochs sowie weitere verschüttete Quellen ausgewertet. Dem Autor gelingen damit völlig neue Einblicke in die Pionierphase des deutschen Fußballs.
Rezensionen
Malte Oberschelp kommt nun das außerordentliche Verdienst zu, das bruchstückhafte Wissen, das man über Kochs Wirken hatte, zu einem kohärenten Gesamtbild zusammengefügt zu haben. … Die Frühgeschichte des deutschen Fußballs verlief rasant, vollzog sich aber auch auf verschlungenen Pfaden, von denen etliche in Sackgassen endeten. An diversen Fronten kämpften verschiedene Fraktionen um Einfluss und Deutungshoheit, die in diesem Buch minutiös auseinanderklamüsert werden … und mittendrin Konrad Koch und sein heute bizarr anmutender „Zentralausschuss zur Förderung der Volks- und Jugendspiele“. … Oberschelp hat eine konventionelle und grundsolide Monografie geschrieben, deren Umfang zwar überschaubar ist, die aber dennoch zahlreiche, auch äußerst entlegene Quellen auswertet. Ein Armutszeugnis für die deutsche Fußballpublizistik stellt allerdings der Umstand dar, dass solch eine fundierte Würdigung erst kurz vor dem hundertsten Todestag Konrad Kochs erscheint, der im April des kommenden Jahres ansteht.
11 Freunde
Malte Oberschlep arbeitet die zähen Richtungskämpfe zwischen konservativen Turnern und Modernisieren der Ballspielbewegung heraus. Streitereien der Funktionäre, die sich über Artikel in Fachzeitschriften scheinbar endlos duellieren, wertet er genauestens aus. Dabei wird deutlich, dass Fußballbotschafter Koch mit seinen Ideen zeitlebens immer zwischen den Stühlen saß. Einerseits erkannte er früh das bahnbrechende Potenzial des Spiels. Andererseits hatte er auch Verständnis für die Kritiker und mochte Fußball zunächst nur als Ergänzung zur Turnstunde betreiben lassen. Eindringlich warnte Koch vor „Ausartungen des Professionalismus“ wie in England, wo Spieler ab 1885 bezahlt werden durften. Um sich von derlei negativen Einflüssen abzugrenzen, sollte das Spiel „eingedeutscht“ werden. Bei ihm heißt der Captain der Mannschaft „Spielkaiser“; aus dem Goalie wird ein „Thorwaechter“; Corner ist bald „Eckball“. Doch seine Bemühungen, die Begeisterung zu dämpfen, sind vergeblich. In den 1880er Jahren gründen sich vor allem in Berlin, Hannover und Frankfurt immer mehr reine Fußballvereine. Fußballvisionär Koch zieht sich zurück. Am lärmenden Tagesgeschäft des Spiels hat er kein Interesse mehr. Weil Malte Oberschelp einen so feinen Filter wählt und mit vielen Details aus der Pionierzeit des Fußballs aufwartet, ist das Buch besonders Lesern zu empfehlen, die sich schon ein bisschen mit der Geschichte des Spiels auskennen. Es zeigt sehr deutlich, wie schwer es die heutzutage unangefochtene Nummer Eins unter den Publikumssportarten anfangs hatte. Vom ersten Spiel, 1874 auf einem Braunschweiger Schulhof, bis zur Gründung des DFB im Jahre 1900 vergingen immerhin 26 Jahre.
Deutschlandradio Kultur
Dies ist die Geschichte von Konrad Koch und „wie Konrad Koch im Kaiserreich den Ball ins Spiel brachte“. … 1874 wagte Koch ein Experiment: sein Kollege, Turnlehrer August Hermann hatte aus England einen Lederball mitgebracht, gerüchteweise eher ein Lederei und Koch warf das Ding seinen auf dem kleinen Exerzierplatz in der Braunschweiger Rebenstraße versammelten Schülern einfach zu – nach dem Motto: „hier, macht was damit“. Und die Schüler spielten mit dem Ball und so war der Fußball in Deutschland geboren. Soweit die Legende. Diese Geschichte erzählt das Buch, aber es räumt auch mit den anderen Legenden auf. Denn im Grunde seines Herzens war Koch kein Revolutionär, sondern vielleicht eher ein Reformer wider Willen. … Kochs wie auch immer motiviertes Engagement brachte auf jeden Fall den Ball ins Rollen. Wer sich für die Geschichte des FC St. Pauli interessiert und die Ereignisse verstehen möchte, die 1924 zur Trennung der Spieleabteilung vom St. Pauli TV führten, dem sei dieses Buch zum Einstieg wärmstens anempfohlen.
Der Übersteiger
Erstmals wurden für dieses Buch die zahlreichen Schriften Kochs sowie weitere verschüttete Quellen ausgewertet. Dem Autor gelingen damit völlig neue Einblicke in die Pionierphase des deutschen Fußballs.
LiesMalWieder.de
Wäre es nach Konrad Koch gegangen, würden die deutschen Fußballspieler nicht dribbeln sondern treiben, ein Verteidiger hieße Hinterspieler und der Dropkick hätte mit Sprungstoß eine adäquate deutsche Übersetzung. In mancher Hinsicht ist es also gar nicht schlecht, dass sich der Braunschweiger Gymnasiallehrer nicht mit seinen Vorstellungen zum Fußball durchsetzen konnte.
Frankfurter Rundschau
Den Fußball nach Deutschland gebracht habe Konrad Koch, heißt es. Nein, sagt Malte Oberschelp in seiner Biografie über den Gymnasiallehrer. Koch sei nicht der deutsche „Fußballvater“ gewesen … allerdings habe Koch den Fußball in Deutschland wie kein anderer in seiner Zeit gefördert und unterrichtet. … Oberschelp weist auch darauf hin, dass der Gymnasiallehrer, der ganz und gar der Turnbewegung verhaftet war, Fußball zunächst lediglich als Ergänzung der Hallensportart Turnen verstanden hat. Eine Entwicklung wie heute, wo der Fußball das Turnen in den Schatten gestellt hat, wäre für ihn ein Graus gewesen. Die Keimzelle dazu hat er aber selbst gepflegt und zu einem starken Trieb gemacht. Das ist sein Verdienst, weshalb eine Biografie über ihn mehr als angebracht ist. Schön, dass sie auch so kurzweilig geschrieben ist.
Main-Echo
Eine lohnenswerte Zeitreise.
HNA, Kassel