
Bibliografie
- 240
- 17,0 × 24,0 cm
- Paperback
- 9783895334689
- 1. Auflage 2004
- Zweisprachige Ausgabe
Der Rauch vieler Jahre
Deutsch-holländische Wahrheiten über das WM-Finale 1974
Zwischen deutschen und holländischen Fußballfans existiert seit langem eine besondere Rivalität. Ihren Anfang nahm sie beim Finale der Fußballweltmeisterschaft 1974.
Die renommierte literarische Fußballzeitschrift Hard Grasaus Amsterdam widmete dem Jubiläum eine zweisprachige Buchausgabe, die vom Goethe-Institut Rotterdam unterstützt wurde. Bekannte Autoren aus Holland und Deutschland erzählen vom Endspieltag und kommen zu mal witzigen, mal ruppigen Betrachtungen eines Kon-flikts, der über Fußball weit hinausgeht.
Rezensionen
Die andere Seite des Balls – Wie war es nun, werter deutscher Stürmer Bernd Hölzenbein, damals im WM-Finale von ´74, als Sie zu Boden gingen? Foul? Oder doch Schwalbe? Auch 30 Jahre danach ist die Szene, die den letztlich siegreichen Deutschen den 1:1-Ausgleich gegen die Niederlande bescherte, ein Thema.
Zumindest bei den holländischen Nachbarn.
Bei uns nicht. War ein Foul, glasklar! Dieser und anderer Wahrheiten versucht das amüsante Buch auf den Grund zu gehen. Und zwar aus der Sicht beider Kontrahenten. Konsequenterweise ist die eine Hälfte des Buches deutsch geschrieben und die andere niederländisch.
FR – Frankfurter Rundschau
Gott sei Dank trafen Holland und Deutschland in der Vorrunde der Euro 2004 aufeinander, sonst wäre das 30-jährige Jubiläum des WM-Finals von 1974 wohl gänzlich im „Wunder von Bern“-Strudel untergegangen. Während hier zu Lande der 54er-Sieg stets als der Erfolg schlechthin gefeiert wird, haben die Holländer immer noch am 74er-Trauma zu knabbern. Dass auf beiden Seiten das Ereignis mittlerweile lockerer gesehen wird, beweist dieses zweisprachige Buch, in dem deutsche und holländische Autoren ihre ganz persönlichen Anekdoten zum Finale von vor 30 Jahren erzählen. Wir fiebern jedenfalls schon wieder auf das nächste Duell hin. Das WM-Finale 2006 würde sich doch glatt anbieten.
11 Freunde
Genesung unmöglich – verzachten van de pijn het hoogst haalbare
Ein Gegenbuch zum allseits wiederbewunderten Wunder von Bern. Zwanzig Jahre danach – zwanzig Jahre wirtschaftlicher Wunder waren ins Land gegangen, da kam es zu einer ganz anderen nachbarlichen Begegnung auf dem grünen Rasen.
nicht weniger denkwürdig, nicht weniger Triumph und Trauma.
Die WM 1974 steuerte auf den 7. Juli zu, den Tag des Endspiels,
Dreißig Jahre später hatte die Amsterdamer Fußballzeitschrift Hard Gras die Idee,
eine Art Wiederaufbereitung zu versuchen, und lud unter tätiger Mithilfe von Christoph Biermann und der Unterstützung des Goethe-Instituts Autoren aus Holland und aus Deutschland auf die Redaktionscouch.
Herausgekommen ist die Ausgabe 39, mit Beiträgen von Christoph Dieckmann, Dietrich Diederichsen, Anna Enquist, Gerrit de Jager, Dietmar Jacobs, Simon Kuper, Dirk Kurbjuweit, Joris Moens, Hugo Borst, Georg M. Oswald, Barber van de Pol, Guido Schröter und Theun de Winter. Herausgekommen ist ein höchst bemerkenswerter, da ebenso merk- wie denkwürdiger Band, der zwischen Rollenprosa , Anekdoten, Erinnerung, Poesie, Comic und Nachbetrachtung changiert, auf Niederländisch wie (Drehung um 180° bitte) auf Deutsch.
Ob es um ein Treffen mit Johnny Rep und Bernd Hölzbein geht, ein Porträt des Nördlingers Gerd Müller, mehr oder minder offene Verbindungen zwischen Willy Brandt, Franz Beckenbauer und The Grateful Dead oder um die ostdeutschen Sympatien während des Spiels – alle Beiträge sind für sich genommen kleine Perlen, heben sich doch angenehm und deutlich von den üblichen Nachbetrachtungen ab.
Und vielleicht gerade weil die weitreichenden Abhandlungen zum Thema in diesem Band fehlen, liest er sich so leicht. Neben Jan Brandts „Doppelpass“ zu stellen!
Der tödliche Pass
„Der Rauch vieler Jahre“, Untertitel „Deutsch-holländische Wahrheiten über das WM-Finale 1974“. Schon wieder eine dröge Retro-WM-Chronik? Weit gefehlt! Das holländische Fanzine Hard Gras hat zwölf Autoren zusammengeführt, die aus ihrem persönlichen Blickwinkel über Gerd Müller, Bernd Hölzenbein, den 2. Weltkrieg und Haschischrauchen referieren. Das Buch ist vom Goethe-Institut in Rotterdam unterstützt worden, die Texte sind zweisprachig, zur Hälfte holländisch und zur anderen Hälfte deutsch, ein Signal der Völkerverständigung, ganz ohne Frage.
Spielstatistiken oder journalistische Allgemeinplätze sucht man auf den leider nur 112 (deutschsprachigen) Seiten vergeblich: Abschweifungen sind an der Tagesordnung. Hugo Borst beschreibt beispielweise in seinem Beitrag „Wo ist hier die Altstadt?“ die Auswirkungen der deutschen Bombardierung seiner Heimatstadt im 2. Weltkrieg und den daraus resultierenden Neuaufbau: „Wie soll ich es ausdrücken? Nun ja, wir wurden also irgendwie die Hauptstadt der DDR. Kann ich es besser formulieren? Die Architekten haben Rotterdam noch mehr zerstört als die Deutschen mit ihren tausend Bomben und Granaten.“ Etwas weniger kriegerisch aber keinesfalls friedlich geht es in „Luxatio mandibulae“ von Dietmar Jacobs (nicht der ehemalige HSV-Verteidiger) zu. Der Autor wuchs nahe der deutsch-holländischen Grenze auf: „Es waren nur zehn Kilometer von unserem Kaff bis zum Grenzübergang ‚Schwanenhaus´, und nach jedem Fußballspiel zwischen deutschen und holländischen Mannschaften trafen sich die Fans beider Nationen traditionell an der Grenze und warfen so lange Steine, Bierflaschen und Flüche über die geschlossenen Schlagbäume, bis sich die völkerverständigende Stimmung des Gaza-Streifens einstellte.“
Der Holländer Simon Kuper, der mit „Football against the Enemy“ eines der besten Fußball-Bücher überhaupt verfasst hat, taucht in seinem „Hong Kong Memories“ ein wenig in die jüngste deutsch-deutsche Geschichte ein, wenn er ausführt: „Während die Niederlande in den neunziger Jahren ihr eigenes Wirtschaftswunder
erlebten, ging es in Deutschland einfach nicht weiter, so dass für Niederländer der Prototyp des Deutschen inzwischen nicht mehr der dicke Bayer im neusten BMW war, sondern der arbeitslose Skinhead in einer Straßenbahn in Halle.“ Bitterböse! Ein weiteres Highlight liefert der Spex-Schreiber Dietrich Diederichsen mit „Brandt, Beckenbauer und Grateful Dead“, doch allzu viel möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, denn das würde den Lesespaß bremsen.
Kaufen!
Eis-Dynamo